Einige interessante Gedanken von Karl Rahner
Den Tag vor dem Abend loben
„Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, sagt ein Sprichwort. Aber man kann bei solchen Worten auch einmal die andere Seite der Wirklichkeit zu sehen versuchen, die sie uns so leicht verbergen.
Lob den Tag schon vor dem Abend.
Dann empfängst du ihn nicht mit Misstrauen und Vorsicht, sondern mit dem Lob des Vertrauens und der Zuversicht, dann wird er so, dass du ihn am Abend mit Recht loben kannst.
Dann geschieht es mit dem Tag, wie es bei den Menschen oder wenigstens bei Kindern geht:
Sie werden das, wofür man sie hält.
Wohlan: Loben wir den Tag einmal vor dem Abend; sagen wir ihm:
Sei gegrüßt, Bote Gottes, kleines Kind der Ewigkeit unseres Gottes.
Sei gelobt, Stückchen Zeit, das kommt, um nicht anders unterzugehen, wenn es Abend ist, als in der Ewigkeit Gottes.
Meint ihr nicht, dass man den Tag am Abend sicher wird loben dürfen, wenn man ihn so betend am Morgen vor Gott gelobt hat?“
(Karl Rahner, in: Ein hörendes Herz, Echter Verlag)